Die ca. 10 besten Szenen aus „Ferris macht blau“

„Ferris macht blau“, im Original „Ferris Bueller’s day off“ ist ein John-Hughes-Spielfilm aus dem Jahr 1986. Ferris entscheidet eines Morgens, noch einmal blau zu machen. Da es bereits das 9. Mal ist, soll der Tag mit seinem besten Freund Cameron und seiner Freundin Sloane etwas ganz Besonderes werden. Alles ist generalstabsmäßig geplant. Zu Hause gibt er vor, krank zu sein, dann macht er einen ganzen Tag lang Chicago unsicher. Dabei ist Ferris eine märchenhafte Figur: Alles gelingt, er umschifft jedes Problem, jede Begegnung mit dem Vater, auch der Schuldirektor Ed Rooney, die Clown-Figur des Films, kommt Ferris nicht bei. Am Ende steht nahezu perfektes Glück: Sloane ist glücklich, weil Ferris sie heiraten wird, Jeanie, Ferris‘ Schwester, versöhnt sich zu guter letzt mit ihrem Bruder, in dessen Schatten sie so sehr steht, Freund Cameron hat endlich Mut, Kraft und Zuversicht gefunden usw.

Was erhebt diesen Film über andere Teenager-Klamauk-Produktionen der Zeit? Es ist die sensible Handschrift von John Hughes, die diesen Film zu etwas ganz Besonderem macht. Abgesehen von dem manchmal großartigen Witz des Films zeigt Hughes die typischen Probleme Jugendlicher ehrlich, einfühlsam, mit viel Verständnis. Dieser nachdenklich-melancholische Ton wird bsw. in der Museums-Szene am Ende dieses Artikels besonders deutlich. Das US-Wikipedia dokumentiert, dass „Ferris“ Inspiration für viele war, dass Michael Bublé, Justin Timberlake und andere „Ferris“ als ihren Lieblingsfilm bezeichnen.

Einige Highlights des Films:

Ferris philosophiert über die Gesellschaft

„Nicht, dass ich Faschismus billigen will, oder sonst irgendeinen -ismus. Ismen sind meiner Meinung nach nicht gut. Ein Mensch sollte nicht an einen Ismus glauben, er sollte an sich selbst glauben.“

Ferris über seinen besten Freund Cameron

„Verzeiht meine Ausdrucksweise, aber Cameron ist so verkrampft, wenn du dem einen Klumpen Kohle in den Arsch drückst, hast du nach zwei Wochen einen Diamanten.“

„Cameron ist noch nie verliebt gewesen. Wenigstens hat sich noch nie jemand in ihn verliebt. Wenn sich nichts für ihn ändert, wird er die erste, die ihn umlegt, heiraten. Und sie wird ihn wie Dreck behandeln, weil sie ihm das gegeben hat, was nach seiner persönlichen Meinung das A und O der menschlichen Existenz ist. Sie wird ihn nicht respektieren. Denn du kannst nicht jemanden respektieren, der deinen Hintern küsst. Geht einfach nicht.“

Die Lehrer in „Ferris macht blau“

…kommen alles andere als gut weg. Die folgende Szene machte Ben Stein berühmt, schob dessen Karriere an und zählt (Quelle wieder wikipedia) zur „popular culture“. Stein, Lehrer, überprüft die Anwesenheit und wiederholt mit gleichklingend monotoner Stimme das Wort „Bueller“ (gesprochen: Bjuhler“):

„Adams.“ – „Hier.“ – „Adamly.“ – „Hier.“ – „Adamolski.“ – (Zeigt auf.) – Adamson.” „Hier.“ – „Adler.“ – „Hier.“ – „Anderson.“ … „Anderson.“ – „Hier.“ – „Bueller.“ … „Bueller.“ … „Bueller.“ … „Bueller.“…

Die folgende Szene, auch heruntergeleiert von Ben Stein, ist deswegen so wirkungsvoll, weil man sie (erschreckend!) meist aus eigener Erfahrung kennt. So kann Unterricht laufen, Schüler kommen nicht zu Wort:

1930 hat das von den Republikanern kontrollierte Repräsentantenhaus ein Gesetz verabschiedet zur Milderung der – Wer weiß es? Wer weiß es? – der großen Depression. Dieses Gesetz hieß – Wer weiß es? Wer weiß es? – das Zollgesetz. Das Hawley-Smoot-Zollgesetz, welches die Zölle senkte oder hob? – Wer weiß es? – das die Zölle anhob, mit der Absicht, die Staatseinnahmen zu erhöhen. Hat das Gesetz funktioniert? – Weiß das jemand? Weiß jemand von den Folgen? – Es hat nicht funktioniert und die Vereinigten Staaten fielen noch tiefer in die Depression. Heute haben wir eine ähnliche Debatte über dieses Thema. – Weiß jemand, was das ist? Die Klasse? Irgendjemand? Weiß es jemand? Hat jemand das schon mal gesehen? – Die Einnahmenkurve. – Weiß jemand, was das bedeutet? – Das bedeutet, dass man an diesem Punkt der Einnahmenkurve genau denselben Betrag an Staatseinnahmen bekommt wie an diesem Punkt. Das ist sehr umstritten. Weiß jemand, wie Vizepräsident Bush das 1980 genannt hat? – Weiß es jemand? – Er bezeichnete so was als Tralalala-Wirtschaft, als Voodoo-Wirtschaft.

Einen Seitenhieb bekommt auch der Literaturunterricht ab. Eigentlich stellt der Lehrer nur 2 Fragen, diese allerdings völlig überfrachtet, mit ständigen langen Kunst- und/oder Denkpausen, sodass letztlich niemand folgen kann:

In … welcher Weise … symbolisiert … die Verwendung …. des Begriffes „Gefängnis“ …(er markiert energisch das Wort „prison“ mit sinnlosen Kreidestrichen an der Tafel) … bei unserem Autor … den Kampf des Protagonisten? Und: Wie steht das in Beziehung zu unserer Diskussion über die Anwendung der Ironie?

Grace, die Schulsekretärin

Schulleiter Ed Rooney: „Ich traue diesem Kerlchen nicht weiter, als ich ihn werfen kann.“
Sekretärin Grace: „Also Ed, mit ihrem schlimmen Knie sollten Sie niemanden werfen.“

Sekretärin Grace: „Wirst du nicht von Mrs Hagel in der Sozialkunde-Klasse erwartet?“
Ferris’ Schwester: „Vermutlich.“
(verlässt das Büro)
Sekretärin Grace: „Was für ein kleines Arschloch.“

Jeanie allein zu Haus

Ferris‘ Schwester, verbarrikadiert im ersten Stock, droht dem Einbrecher im Erdgeschoss über die hausinterne Sprechanlage:

„Entschuldigen Sie bitte, wer auch immer im Haus ist, ist noch im Haus. Ich möchte, dass Sie wissen, dass ich gerade die Polizei gerufen habe. Wenn Sie noch klar im Kopf sind, dann bewegen Sie Ihren Hintern schleunigst aus meinem Haus raus!
Ich möchte noch hinzufügen, dass ich die Pistole von meinem Vater habe und einen ganz schlimmen Herpes!“

Ganz Chicago sorgt sich um Ferris

Ein running gag des Films: Überall sorgt man sich um Ferris‘ Gesundheit. Heißluftballons mit der Aufschrift „Save Ferris“ steigen auf, beim Football wird auf der Anzeigetafel „Save Ferris“ abgebildet, Mitschüler sammeln Geld für ihn usw.
Andere schicken ihm eine wohlproportionierte Dame in Krankenschwester-Kostüm nach Hause. Schwesterherz Jeanie öffnet die Tür und muss sich anhören:

„Ich hab’ gehört, du fühlst dich krank,
Kopfweh, Fieber, Gott sei Dank
weiß ich es jetzt und lass mich blicken,
denn ich bin Schwester und lieb das…“
(Jeanie schlägt die Haustür zu.)

Auf dem Polizeirevier lernt Jeanie einen jungen Mann kennen (Charlie Sheen mit einem seiner ersten Filmauftritte). Sie beschwert sich bei ihm über den immer begünstigten Bruder:

Charlie Sheen: „Du bist also sauer, weil dein Bruder schwänzt und nicht erwischt wird. Ist es das?“
Ferris’ Schwester: „Im Grunde ja.“
Charlie Sheen: „Im Grunde ja. (…) Es gibt da jemanden, mit dem du reden solltest.“
Ferris’ Schwester: „Wenn du jetzt „Ferris Bueller“ sagst, hast du’n Ei weniger.“
Charlie Sheen: „Ach du kennst ihn?“

Mrs. Bueller holt die delinquente Tochter schließlich auf der Polizeiwache ab:

Ferris’ Mutter: „Ich versichere Ihnen, dass ihr Vater und ich zu Hause eine lange Unterredung mit ihr haben werden.“
Officer: „Ach übrigens, ich hoffe, Ihrem Sohn geht es besser.“
Ferris’ Mutter: „Wie bitte?“
Officer: „Sagen Sie ihm, dass alle hier auf der Wache ihm gute Besserung wünschen!“

verstecktes Highlight im Abspann

Der geschlagene Schulleiter Rooney steigt blutverschmiert und voller Blessuren in einen fast vollbesetzten Schulbus, um doch noch nach Hause zu kommen. Nur ein Platz ist frei: Natürlich neben dem Außenseiter-Mädchen mit dicker großer Brille. Die Kleine will nett sein und hält ihrem Schulleiter eine Tüte hin:

„Gummibärchen? Sie waren in meiner Tasche und sind ganz warm und weich!“

Und hier die wunderbare Museums-Szene (Pointe: Wenn Schüler blau machen, gehen sie wohl kaum in ein Museum)

Die Musik stammt übrigens von der „Dream Academy“, die 1985/86 mit „Life in a northern town“ Furore machte. Der Song hier heißt „Please, please, please„.

Über derclownfisch

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5 Antworten zu Die ca. 10 besten Szenen aus „Ferris macht blau“

  1. Oh, den Film habe ich wohl verpasst, aber die Besprechung lädt zum Nachholen ein.
    Eiins stimmt aber nicht, Herr Lehrer: im Museum startete ich einst eine grandiose Schulschwänzer-Karriere. Der Beginn einer längeren Abstinenz, wie man heute sagt.
    Warm, trocken und zwischen goldenen Kutschen……wo soll man auch hin als kleine 7klässler-Seele, bis man unauffällig zu Hause aufschlagen kann?

  2. derclownfisch schreibt:

    Done. (Hatte noch gar nicht gesehen, dass sowas geht…)

  3. Liegeradler schreibt:

    Meine Lieblingsszene. Es gitb ein kurzes Video, in dem John Hughes kommentiert:

    Ferris macht blau – mit viel Kunst

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